Über diese Seite

Der Fußball-Südwesten ist in den letzten Jahren ziemlich unter die Räder gekommen. 1963, im Jahr der Bundesliga-Einführung, gab es mit der Oberliga Südwest noch eine eigenständige erste Liga, die zwar nicht ganz so stark besetzt war wie die drei "großen" Oberligen Nord, West und Süd, aber dennoch zwei der sechzehn Bundesligaplätze belegte und mit Neunkirchen und Pirmasens auch gut und gerne zwei weitere konkurrenzfähige Teams in die erste Bundesliga-Saison hätte schicken können. In der Spielzeit 2014/15 gibt es in den ersten drei Ligen noch genau zwei Südwest-Vereine: Den 1. FSV Mainz 05 in der ersten Liga und den 1. FC Kaiserslautern in der zweiten Liga. Die Dritte Liga findet derzeit im Südwesten gar nicht statt (sieht man einmal von der zweiten Mannschaft von Mainz 05 ab). Alle anderen großen Namen des Südwestens finden sich von Liga vier an abwärts. In der Regionalliga spielen der 1. FC Saarbrücken, Eintracht Trier, TuS Koblenz, Wormatia Worms und der FK Pirmasens. Andere ehemals große Namen wie Borussia Neunkirchen, Röchling Völklingen, Südwest Ludwigshafen oder Eintracht Kreuznach sind noch weiter unten anzutreffen.

Dennoch lohnt es sich, die Südwest-Vereine, ihre Historie und ihre Spielstätten etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Was die Stadien angeht, lassen sich hier durchaus ein paar echte Höhepunkte der Sportstättenarchitektur finden: Das hundertjährige Ellenfeld, das riesige Südweststadion oder das Trierer Moselstadion gehören auf jeden Fall dazu. Aber auch etwas weniger bekannte Anlagen wie der Saarbrücker Kieselhumes, das Wissener Dr.-Grosse-Sieg-Stadion, das Oppauer Stadion am Güterbahnhof oder das Franz-Hage-Stadion im südpfälzischen Bellheim lohnen einen Besuch. Die alte Holztribüne auf dem Kaiserslauterer Erbsenberg schließlich gehört definitiv zum Pflichtprogramm, nicht nur für Groundhopper.

Die Oberliga-Zeit der 50er und frühen 60er Jahre hat man vor allem im Westen schon intensiv betrachtet; hier gibt es Bücher und DVDs zum Thema ("Im Westen ging die Sonne auf"). Für den Südwesten fehlt diese intensive Beschäftigung bisher, mit Ausnahme des Buches "Teufelsangst vorm Erbsenberg" von Werner Skrentny, der in den 90er Jahren die Historie der Oberliga Südwest nacherzählte. Interessante Geschichten hat jedoch auch der Südwesten zu erzählen, und dies nicht nur in der Oberligazeit, in der der 1. FC Saarbrücken im Europapokal der Landesmeister antrat, der FSV Kürenz einen Erstligarekord für die Ewigkeit aufstellte und der VfR Frankenthal eine Oberligasaison spielte, die nur einen Spieltag lang war. In der Regionalligazeit (1963 bis 1974) spielte der SV Alsenborn eine wichtige Rolle, ehe ihm 1974 die 2. Liga verweigert wurde, während die SV Weisenau den englischen Erstligaverein Wolverhampton Wanderers scheinbar mit 20:0 vom Platz fegte. Auch die Oberligazeit seit 1978 ist voller Geschichten und Geschichtchen, die es zu entdecken gilt. Das Chaos um die TuS Montabaur, der Oberligist FC Kutzhof, der nie ein Oberligaspiel absolvierte, das Moselstädtchen Leiwen, das sich über den Aufstieg des 1. FC Saarbrücken in die Zweite Liga freute und so weiter.

Es lohnt sich also, den Südwesten zu entdecken; als Einstieg in die Materie empfehle ich einen Besuch im Ellenfeld. Hoch lebe Eisen, hoch lebe Stahl, hoch lebe Borussia.