Borussia Neunkirchen


Borussia Verein für Bewegungsspiele Neunkirchen e.V.

Vereinsadresse:  Mantes-la-Ville-Platz 12, 66538 Neunkirchen (Saar)
Gegründet:  1905
Vereinsfarben:  schwarz-weiß
Stadion:  Ellenfeldstadion
Weiteres Stadion: 

Webseite:  www.borussia-neunkirchen.saarland
     


Saisonübersicht

Vereinshistorie

Siebzig Jahre sind inzwischen vergangen zwischen der ersten Spielzeit der Oberliga Südwest in der Saison 1945/46 und der aktuellen Saison 2014/15. In dieser Spielzeit tritt Borussia Neunkirchen nun zum fünfundfünfzigsten Mal in der höchsten Liga des Südwestens an. Auf einem tieferen Level haben die Schwarz-Weißen nie gespielt, und wenn sie auf einem höheren Level antraten, dann immer nur sporadisch und nie länger als zwei Jahre am Stück. Dennoch ist das Selbstverständnis des Vereins und seiner immer noch zahlreichen Fans nicht so, daß man sich in der fünften Liga zuhause fühlt.

Die Borussia aus der saarländischen Eisen- und Stahlstadt Neunkirchen entstand 1905 zunächst als Fußball-Club Borussia und nahm 1907 nach einer Fusion mit anderen Neunkircher Vereinen den heutigen Namen VfB Borussia an. Schon in der Zwischenkriegszeit zählte der Verein, unterstützt vom Hüttenwerk und der Schloß-Brauerei, zu den Spitzenvereinen des Saargebietes und standen 1922 im Endspiel um die süddeutsche Meisterschaft (das gegen Wacker München mit 1:2 n.V. verlorenging). Die Eisenhütte war nicht nur Lebensader der Stadt im saarländischen Industrierevier, sondern auch des Vereins. „Hoch lebe Eisen, hoch lebe Stahl“ beginnt daher auch konsequenterweise das Borussia-Vereinslied. Über die gesamte Gauligazeit waren die Neunkircher in der ersten Liga vertreten. 1937 gelang hinter Eintracht Frankfurt der Vizemeistertitel.

Nach dem Krieg durfte der Verein sich zunächst nicht wieder „Borussia“ nennen und trat daher bis 1951 als VfB Neunkirchen an. Von Beginn an spielten die Schwarz-Weißen in der Oberliga Südwest, wo sie in der ersten Nachkriegssaison den dritten Rang belegten. 1948 mußten sie die Oberliga auf Geheiß der französischen Militärregierung und des französischen Fußballverbandes verlassen und an der saarländischen Ehrenliga teilnehmen, die sie 1949 mit großem Vorsprung gewannen und in der sie 1950 den zweiten Platz hinter den Sportfreunden aus Saarbrücken-Burbach belegten. 1952 wechselten sie mit dem 1. FC Saarbrücken zurück in die Oberliga Südwest und belegten hier zunächst Mittelfeldplätze.

Der Aufschwung kam, als aus Fürth 1953 der Halbstürmer Karl Ringel nach Neunkirchen wechselte. Sein erster Eindruck der Industriestadt: „Ein solch dreckiges Kaff, nur Ruß und so Zeug“. Er spielte dann für Borussia bis 1965 und blieb in Neunkirchen, wo er bis 1992 für die Stadtwerke arbeitete. Der Kämpfertyp kam gut an in der Arbeiterstadt und sorgte als Mannschaftskapitän und Führungspersönlichkeit dafür, daß die Borussia gegen Ende der 50er zur Ligaspitze aufschlossen und den Saar-Konkurrenten 1. FCS als führenden Verein des Landes ablösten. Nach und nach entstand in Neunkirchen eine schlagkräftige Mannschaft, die zwischen 1959 und 1963 stets einen der beiden ersten Plätze in der Oberliga belegte und somit fünfmal in Folge an der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft teilnahm, in der sie aber nie in die Nähe des Endspiels kam.

Im Endspiel standen sie allerdings 1959, und zwar im DFB-Pokal, der in dieser Zeit nur zwischen vier Mannschaften ausgetragen wurde. Das Halbfinale hatten die Neunkircher mit 2:1 gegen den VfR Mannheim gewonnen. Im Finale am 27. Dezember (!) 1959 im Auestadion in Kassel setzte sich dann aber der ETB Schwarz-Weiß aus Essen mit 5:2 durch. Die Namen aus dieser Zeit sind in Neunkirchen heute noch Legenden: Erwin Glod, Rudi Dörrenbächer, Paul Pidancet, Elmar May, Erich Leist. Mit der Einführung der Bundesliga sah sich die Borussia dann in die Regionalliga zurückgeworfen, weil der DFB den 1. FC Saarbrücken bevorzugte, obwohl dieser in den vorangegangenen Spielzeiten in der Regel deutlich hinter der Borussia gelandet war.

Diese Entscheidung wurde direkt in der Saison 1963/64 korrigiert: Während der FCS abstieg, gelang den Hüttenstädtern unter Trainer Horst Buhtz der Aufstieg, weil sie sich in der Aufstiegsrunde in einer Gruppe mit Bayern München, Tasmania Berlin und dem FC St. Pauli durchsetzen konnten (was ihnen übrigens als einziger Südwest-Verein überhaupt gelang – aus dem Südwesten konnte sonst kein Verein über die Regionalliga-Aufstiegsrunden die Bundesliga erreichen). Es folgte die schönste Zeit im Neunkircher Ellenfeld, das zu dieser Zeit 32.000 Zuschauer faßte und häufig bis auf den letzten Platz und darüber hinaus gefüllt war (es gibt Bilder aus Neunkirchens Bundesligazeit, auf denen man sieht, daß auch das Tribünendach bevölkert ist). 21.333 betrug der Zuschauerschnitt am Saisonende; für eine Stadt von 45.000 Einwohnern ein beeindruckender Wert.

Das Ellenfeld entpuppte sich speziell im ersten Bundesliga-Jahr auch als Festung, denn nur gegen Borussia Dortmund und den 1. FC Kaiserslautern gab es Niederlagen. So stand am Ende der Saison mit Platz 10 die beste Plazierung der Neunkircher Vereinsgeschichte. Zum Mythos dieses Teams trug bei, daß fast die gesamte Mannschaft aus einheimischen Spielern bestand. Im zweiten Jahr stieg die Borussia dann aber als Tabellenvorletzter wieder ab. Mit dem Wiederaufstieg nach gewonnener Regionalligasaison und erfolgreich gestalteter Aufstiegsrunde (gegen Schwarz-Weiß Essen, Arminia Hannover, Bayern Hof und Hertha BSC) gelang der Borussia als erstem Verein überhaupt der Wiederaufstieg in die Bundesliga. Aufgrund eklatanter Schwächen in der Abwehr (93 Gegentore) und bei Auswärtsspielen (nur ein Auswärtspunkt) stiegen die Saarländer aber direkt wieder ab.

Die Neunkircher Bundesligageschichte war damit beendet. Zwar reichte es in der Folge noch zu drei weiteren Meistertiteln in der Regionalliga, der Aufstieg klappte allerdings nicht mehr. Mit der Regionalligameisterschaft 1974 gelang aber zumindest die Qualifikation für die neue 2. Liga Süd. In dieser Liga fand sich die Borussia jedoch nie zurecht, trat hier zwar in drei Spielzeiten an, in denen man aber jeweils direkt abstieg. Mitte der 70er Jahre hatte die Stahlkrise schon um sich gegriffen, und darunter litt auch der Verein, der stets enge Beziehungen zum Neunkircher Hüttenwerk unterhalten hatte.

Für die Oberliga Südwest qualifizierten sich die Schwarz-Weißen 1978 problemlos: 115:20 Tore und 62:10 Punkte bedeuteten den ersten Platz in der Amateurliga Saarland. Auch die Premierensaison der Oberliga beendeten sie mit dem Meistertitel, wagten noch ein Zweitbundesligajahr und spielten ab 1981 dann dauerhaft in der Oberliga Südwest. In den 80er Jahren reichte es selbst hier nur noch zu Mittelfeldplätzen; der wirtschaftliche Niedergang in der Stadt, deren Eisenwerk 1982 endgültig geschlossen worden war, machte sich auch im Ellenfeld deutlich bemerkbar.

Erst in der Saison 1990/91 gewannen sie wieder den Südwest-Meistertitel, scheiterten aber anschließend in der Aufstiegsrunde zur 2. Liga, als in den sechs Spielen gegen 1860 München, Hessen Kassel und den 1. FC Pforzheim lediglich drei Unentschieden erreichen konnten. 1994 qualifizierten sie sich für die Regionalliga West/Südwest, stiegen aber im zweiten Jahr wieder in die Oberliga ab und kehrten nur noch für eine Saison (2002/03) in diese Liga zurück. Dieses Jahr endete aber fast in einer Katastrophe, weil man sich finanziell überhoben hatte und dennoch sportlich erfolglos blieb. Mit nur drei Saisonsiegen fehlten am Saisonende satte 25 Punkte zum Klassenerhalt. Der Verein mußte ein Insolvenzverfahren übestehen, was aber nach einigen Anstrengungen gelang.

Hilfreich war dabei die Qualifikation für den DFB-Pokal 2003. In der ersten Hauptrunde bekam die Borussia den FC Bayern München als Gegner ausgelost; das Ellenfeld war erstmals seit vielen Jahren wieder ausverkauft. Als dann 2005 erneut der Meistertitel in der Oberliga gelang, beantragte der Verein gar nicht erst die Lizenz und verzichtete auf den Aufstieg. Seitdem hängt die Borussia nun in der Oberliga fest und kämpft hier neben anhaltender Erfolglosigkeit vor allem mit rückläufigen Zuschauerzahlen, auch weil inzwischen alle Südwestvereine mit großen Namen (Worms, Trier, Pirmasens, Homburg) in höheren Klassen an den Start gehen. 2013/14 und 2014/15 gelang jeweils erst am letzten Spieltag der Klassenerhalt. Im Frühjahr 2015 geriet der Verein zudem erneut in arge finanzielle Bedrängnis; ein Insolvenzverfahren stand erneut im Raum, konnte aber ein Jahr später haarscharf abgewendet werden. Die Borussia steht somit auf äußerst wackligen Beinen, und die Zukunft stimmt momentan nicht allzu optimistisch: Nach kurzem Höhenflug (Platz 4 in der Saison 2015/16) belegte die Mannschaft in der Folgesaison nur den vorletzten Platz, so daß die einst erstklassige Neunkircher Borussia zur Saison 2017/18 erstmals in der Vereinsgeschichte nur noch sechstklassig ist. In der Saarlandliga trifft man nun auf neue Gegner wie den VfL Primstal oder die FSG 08 Bous. Im ersten Jahr nach dem Abstieg belegte die Borussia Rang 3, der den Sprung in die Qualifikationsrunde bedeutete, weil Saarlandliga-Meister TuS Herrensohr auf den Aufstieg verzichtet hatte. Gegen Hassia Bingen (2:2) und die Eisbachtaler Sportfreunde (0:2) konnten sich die Borussen jedoch nicht durchsetzen. So heißt es weiterhin in der Saarlandliga: Hoch lebe Eisen, hoch lebe Stahl, hoch lebe Borussia!